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GEO – Das Letzte.

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Nachdem schon Ulrich Berger in seinem „Kritisch Gedacht“-Blog auf die Apologie von Frau Thorbrietz eine vernünftige Antwort gegeben hat, hier auch von uns ein paar deutliche Worte hinterher:

           Liebe Frau Thorbrietz, werter Herr Schröder,

man erkennt Sie ja beide in Ihren Antworten auf die Entrüstung, die Ihr „einseitiger und tendenziöser Artikel“ heraufbeschworen hat, kaum wieder.

Plötzlich „propagiert GEO keine Esoterik oder ähnliches“, aber listet im Kasten Misteltherapie, Akupunktur, Cranberrysaft, Johanniskraut, Qigong, Hypnose, Yoga, Homöopathie unter solch nebelhaften Kategorien wie „GUT BELEGT, WIRKSAM, SANFT“, „BELIEBT, ABER UMSTRITTEN“ und „VIEL HOFFNUNG, WENIG EVIDENZ“ auf – was denken Sie eigentlich, was Ihr normaler Leser dabei denkt! Was liest der da? : „Nach Metaanalysen vieler kontrollierter Studien ist der Homöopathie-Effekt mehr als doppelt so hoch wie die allein durch ein Placebo erklärbare Genesung.“ Und wie wäre es mit der aktuellen Studie? Fehlanzeige. Naturwissenschaftliche Plausibilität? Fehlanzeige. Oh ja, Sie beeilen sich zu sagen: „Eine detaillierte Analyse und Bewertung kann so ein Übersichtskasten wie der in GEO nicht leisten.“ Aber doch vielleicht Sie? Als Wissenschaftsjournalisten?

„Wir sehen es aber als diskussionsfördernd, notwendig und journalistisch richtig an, die Grabenkämpfe innerhalb der medizinischen Weltanschauungen zu thematisieren.“ Ganz abgesehen von den tendenziösen Worten „Grabenkampf“ und „Weltanschauung“ – wo bitte wird eine Debatte thematisiert? Wer bekommt denn die Ehre, bei Ihnen an dieser Debatte (oder soll ich sagen controversy?) teilzunehmen? Zählt man die Personen einmal durch, sieht Ihre Debatte so aus: 12:1 für die Esoterik! Und Michael Baum lassen Sie ja wohl eher ein Eigentor schießen. Und alle lassen irgendetwas nettes über „alternative“ Medizin hören (auch ein Wort, von dem Sie sich geflissentlich distanzieren, nachdem Sie es hingeschrieben haben).

Kritische Stimmen der Wissenschaftler? Ja – gegen die wissenschaftliche Medizin, gegen double-blind-studies, gegen das Gesundheitssystem, gegen die „Tabletten“. Wie wäre es gewesen, mal einen eso-kritischen Wissenschaftler mit ins Boot zu nehmen? Aber der würde wohl in eine andere Richtung rudern, als in das Wunderland „jenseits von Grabenkampf und Ideologie“. Und das hätte zur Methode des Artikels schlecht gepasst.
„Aber das sind doch berechtigte Vorwürfe!“ würden Sie gern einwerfen. Und wo sind die berechtigten Vorwürfe gegen die Scharlatanerie? Ist „BELIEBT, ABER UMSTRITTEN“ eine klare Aussage? Ach ja, da haben wir doch: „“Am schlimmsten sind unbewiesene Krebstherapien“, von denen Sie übrigens die Misteltherapie auch mit „BELIEBT, ABER UMSTRITTEN“ durchwinken. Ist das wissenschaftliche Redlichkeit? Mit Ihnen als Schiedsrichter ist das Endergebnis 12:1.

Das ist symptomatisch für diesen schlüpfrigen und doppelbödigen Artikel: Dass Sie, wo Sie nur können, die Pseudomedizin aufbürsten, hübsch machen, paradieren lassen, dass Sie, wo Sie nur können, die wissenschaftliche Medizin im Schmuddellicht stehen lassen, wie hier:

„Jeder Zweite beklagte, dass die Schulmedizin oft nur die Symptome behandele und nicht die Ursachen von Krankheiten. Jeder Dritte kritisiert, dass „zu rasch starke Medikamente“ verschrieben würden und „zuwenig auf Nebenwirkungen geachtet“ werde.“

Na, da sind Sie ja wieder fein raus: Verantwortung abgeschoben – es ist ja nur eine Umfrage, Medizin angeschwärzt. Und der Leser sitzt, nickt gemütlich dazu und denkt sich: Alle sagen es, GEO sagt es, also ist mein Arzt ein Idiot.

Dass Sie völlig unreflektiert Eso-Phrasen kolportieren, bedarf eigentlich keines Kommentars mehr: „ganzheitliche Ansätze, die nicht nur auf Symptome abzielen, sondern auf das gesamte Befinden“ – ganz klar, wer hier Symptome behandelt, und wer den ganzen Menschen. „Das Beste beider Systeme vereinen“ Reicht 50:50? „Für eine medizinische Forschung und Praxis jenseits von Grabenkampf und Ideologie“ – Ideologie wie etwa die der „Schulmedizin“? „Der Brückenbau zwischen den Heilsystemen“ der Brückenbau ins Nichts? „Methoden, die sich über Jahrhunderte bewährt haben.“ – und deshalb keiner Prüfung bedürfen? „Paradigmenwechsel“ – kein Kommentar.

Liebe Frau Thorbrietz, werter Herr Schröder, der Artikel ist schon schlimm genug, wie er so dick und gemütlich auf der falschen Seite liegt. Aber dass Sie beide sich auch noch als unparteiische Vermittler, als gewissenhafte Interpreten der wissenschaftlichen Debatte darstellen wollen und dazu kein Mittel Ihrer professionellen Rhetorik scheuen, das ist, mit Verlaub: DAS LETZTE.


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